Eigentlich bin ich ganz anders

„Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu“.
Ödön von Horváth

Der Satz kommt mir ab und an in den Sinn. Dann denke ich, ich bin eigentlich ganz anders als das, was andere in mir sehen. Liegt es an mir, dass es so ist? Geht es anderen genauso? Das Idealbild der anderen, das wir oft so hochhalten, ist in der Realität vielleicht auch ein ganz anderes. Das Vorzeigeehepaar ist keins. Es schlägt sich mit genau den gleichen Alltäglichkeiten herum wie andere. Als Freundin bin ich mal gut darin und mal auch nicht. Als Mutter ebenso. Wir sind, wie wir sind. Wie wir sind und wie wir sein können. Im Raum dazwischen bewegen wir uns. Es ist eine Begegnung mit uns selbst.

„Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu“.

Das ist auch Hoffnung auf Veränderung. Die Optionen, die wir uns offen halten. Weil wir wissen um die anderen Seiten in uns. Um Wege, die wir noch einschlagen können und werden. Ein Versprechen an uns, nicht im Gegenwärtigen zu verharren, sondern uns Veränderung zu erlauben. Wohlwollend, ohne Druck. Wenn es nicht passt, ist es auch okay.

Wann komme ich zu meinem Anderssein?

Vielleicht nie. Wobei meist im Denken schon das Anderssein stattfindet. Ob es nach draußen findet, ist manchmal vielleicht gar nicht wichtig. Es zu spüren, dass da noch anderes in uns ist, hilft uns beim neu ausrichten. Beim Sortieren, ob es so wie es ist, noch okay ist. Passt der Job noch, den ich habe? Gäbe es andere Optionen und wenn ja, welche? Das Gedankenspiel tut gut. Es können auch Kleinigkeiten sein. Ich kann überlegen, was ich gerne anders hätte und wie es gehen könnte. Mein Morgenritual erweitern, um eine Meditation, einen Morgenspaziergang.

Anderssein kann im Alltag bedeuten, dass ich Veränderung wage. Wenn es guttut, behalte ich das Neue bei. Wenn nicht, überlege ich, was alternativ in Frage kommen kann. Und was zu mir und meinem Leben passt. Neues wagen oder Altes neu beleben.

„Eigentlich bin ich ganz anders, also komme ich jetzt mal dazu, es zu sein.“ Ausprobieren und weitersehen. Alles andere stellt sich meist über das gehen ein.

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