Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen!
Eduard Mörike
Das Gedicht – die meisten von uns haben es in der Schule lernen und vortragen müssen – hüpft jeden März in die Gedanken. Dann, wenn die Sonne an Kraft gewonnen hat und den Pflanzen verlässliches Grün entlockt. Ein magischer Moment, ab dem es kein Zurück mehr gibt, selbst wenn noch mal frostige Tage durch die Landen ziehen. Träume, die wir im dunklen Winter in unseren Herzen leise entworfen haben, gewinnen an Gestalt. Jetzt darf es konkret werden. Aus der Dunkelheit wandeln wir über ins Licht, werfen unsere Sehnsüchte vor uns auf den Tisch. Es ist der Moment, ab dem unser Alltag heller wird, wir an Kraft gewinnen. Unser Blick verändert sich, unser Gang ist vielleicht etwas aufrechter. Und obwohl wir wissen, dass nicht alle Tage, die vor uns liegen, hell sein werden, wachsen wir. Wie die kleinen Veilchen träumen wir unsere kleinen und großen, vorsichtigen und mutigen Träume. Und wachsen ein kleines Stück weiter im Vertrauen auf jeden neuen Atemzug.