Neulich fragte mich jemand, ob es eine Maßeinheit für Geduld gibt? Geduld messen? Wie lang kann ein Geduldsfaden eigentlich werden? Gibt es endlose Geduldsfäden? Ich habe mich gefragt, wie es meinen Geduldsfäden wohl grad geht.
Manchmal dauert auch mir einfach alles zu lange. Dann kann ich nur schlecht abwarten. Die Dinge gehen mir zu langsam voran. Ich hab das Gefühl, dass ich nicht vorwärts komme. Die Zeit wird knapp, läuft davon und mit ihr scheinbar auch das Ziel. Geplante Veränderungen ziehen sich. Ziele entfernen sich, scheinen wegzurücken. Das frustriert.
Wenn der Alltag meine gesamte Aufmerksamkeit fordert, halte ich mühsam mein Gleichgewicht. All die vielen kleinen Dinge, die getan werden wollen. Neues und wichtiges kommt aus dem schieren Nichts dazu, vieles will dringend getan werden. Und mal ich brauche meine ganze Kraft, mich in Geduld zu üben für das, was ich dadurch wieder aufschiebe. Aufschieben muss. Eine Herzensangelegenheit, die bräuchte dringend meine Aufmerksamkeit und Zeit. Aber die habe ich nicht. Ihr Geduldsfäden zieht euch dann immer länger, wie klebriger Kaugummi. Könnt ihr noch ein wenig durchhalten? Bis ich soweit bin? Ich hab euch im Blick! Hab euch nicht vergessen.
Wenn ich die Fäden so betrachte, wie sie bunt vor sich hinhängen und immer länger werden, merke ich, dass ich sie sehr mag. Ich möchte sie berühren, ganz vorsichtig und sie beruhigen. Ihnen danken für ihre Tapferkeit und vor allem ihre Dehnkraft. Ich möchte sie bitten, noch ein klein wenig durchzuhalten. Mirzuliebe. Ob Zeiten kommen, in denen sie sich wieder etwas entspannen können, mag ich nicht vorherzusehen. Im Moment setze ich auf ihre Haltekraft und Stabilität. Auf ihre Ausdauer und Zuversicht. Danke meine lieben Geduldsfäden, seid noch ein bisschen endlos für mich. Einen Augenblick noch. Ich bin auf dem Weg.