Du gehst mit

Weißt du, ich will mich schleichen 
Leise aus lautem Kreis, 
Wenn ich erst die bleichen 
Sterne über den Eichen 
Blühen weiß.

Wege will ich erkiesen, 
Die selten wer betritt 
In blassen Abendwiesen – 
Und keinen Traum, als diesen: 
Du gehst mit.

Rainer Maria Rilke

„Du gehst mit“, das erinnert mich an eine Geschichte aus Schottland. Lady Devorgilla aus der mächtigen Galloway-Familie trug angeblich das einbalsamierte Herz ihres geliebten Mannes John Balliol bei sich. Er starb früh und sie brauchte anscheinend etwas von ihm bei sich. Im zu Ehren gründete sie 1273 das Kloster New Abbey – auch bekannt als „Sweatheart Abbey“ oder „Dulce Cor“. Ein Denkmal ihrer Liebe.
Sie hatten zusammen (mindestens) vier Söhne und vier Töchter, bis auf einen überlebte Lady Devorgilla alle.

Aus ihrem beträchtlichen Erbe stiftete sie Klöster und ließ Bauwerke errichten. Auch das Balliol College in Oxford unterstützte sie finanziell.
Eine starke Lady mit einem großen Herzen, klugem Kopf und großer Liebe.
Was sich nun für uns eignet, andere bei uns zu tragen, nun, das überlegt sich mal jeder für sich. Einbalsamiert klappt vielleicht auch im übertragenen Sinne.