Ich frag den Mond

In diesen Tagen sind die Nächte kühl und sternenklar. Ratlos schau ich in den Nachthimmel, der Sterne funkeln ein Sprache, die ich nicht verstehe.

Sie geben dennoch Geborgenheit. Der Mond versteckt sich noch hinter den Bäumen. Bald zeigt er sich. Ich denke mir, ich frag den Mond. Denn ich weiß grad wenig Rat. Er umkreist uns schon so lange. Und zeigt sich mal mehr und mal weniger, als ob er eine Pause von unserem Anblick braucht. Es geht vor sich hin und zieht seine Bahnen.

Guter Mond, du gehst so stille

Guter Mond, du gehst so stille
Durch die Abendwolken hin;
Deines Schöpfers weiser Wille
Hieß auf jener Bahn dich ziehn.
Leuchte freundlich jedem Müden
In das stille Kämmerlein!
Und dein Schimmer gieße Frieden
In’s bedrängte Herz hinein!

Guter Mond, du wandelst leise
An dem blauen Himmelszelt,
Wo dich Gott zu seinem Preise
Hat als Leuchte hingestellt.
Blicke traulich zu uns nieder
Durch die Nacht auf’s Erdenrund!
Als ein treuer Menschenhüter
Thust du Gottes Liebe kund!

Guter Mond, so sanft und milde
Glänzest du im Sternenmeer,
Wallest in dem Lichtgefilde
Hehr und feierlich einher.
Menschentröster, Gottesbote,
Der auf Friedenswolken thront:
Zu dem schönsten Morgenrothe
Führst du uns, o guter Mond!

Karl Enslin