Lauf in den Mai. Das Tuckern eines kleinen Kutters mit einem Angler weckt Vertrautes. Erinnerungen, das Gefühl von Sicherheit, Kindheit, den Lauf der Dinge. Das Geräusch des Motors wirkt beruhigend, heimatlich. Da weiß einer, was er tut. Unaufgeregt. Alles im Griff. Im Fluss. Aufgeregte Gänse fliegen – vom Kirchturm – aufgescheucht und mit lautem Geschnatter über den Fluss. Die warmen Sonnenstrahlen wärmen meine Haut. Die kühle Feuchte des Morgens liegt noch in der Luft. Noch nicht ganz wach mit müden Augen, lauf ich los, es geht leichter als gedacht. Spüre meinen Körper, die Restwärme der Nacht. Die Sportschuhe am Fuß geht es in kleinen Schritten auf dem schmalen Weg am Fluss entlang. Kaum jemand ist unterwegs, es ist früh und Sonntag dazu. Perfekte Momente für mich. Leicht tanze ich dem Tag entgegen, noch nicht ganz sicher, ob ich schon bereit bin für das, was er bringen wird. Noch nicht bereit, ihm meine Arme zu öffnen und mich ihm entgegenzustrecken. Noch nicht bereit, mich dem Kommenden hinzugeben oder darüber nachzudenken, was alles zu tun ist. So lauf ich leer, schon am Morgen und es ist saugut. Spüre den Schweiß auf meiner Haut, auch gut. Spüre die Sonnenkraft, höre den lautstarken Gesang der frühen Vögel, sehe die Blütenpracht. Und reihe mich ein ins Zuhören und Staunen, ins Atmen und Schauen, ins Riechen und Vertrauen. Vertrauen in den Lauf, in meinen Lauf und den der Dinge. Noch nicht ganz wach im Menschsein. Das hat noch Zeit. Nichts fehlt, alles ist dabei im wunderfantastischen Morgenmoment im Wonnemonat Mai.
Lauf in den Mai
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