Tausend Küsse send ich meinem Herzenmenschen.
An Dich mag ich so gerne denken.
An Dir, ja an Dir liegt mir was.
Mit jedem Lächeln sage ich Dir das.
Ohne Erwartung und ohne Bedingung.
Wir schaukeln in einer grandiosen Schwingung.
Hüten in uns freudig hüpfende Herzen
Nichts kann uns diese Freude verschwärzen.
Dass es Dich gibt in meinem Leben
was könnte das Glück mir Schöneres geben.
So dankbar, Dich erfahren zu dürfen.
Es ist, als würden unsere Seele sich schlürfen.
Flügelt ein kleiner blauer
Falter vom Wind geweht,
Ein perlmutterner Schauer,
Glitzert, flimmert, vergeht.
So mit Augenblicksblinken,
So im Vorüberwehn
Sah ich das Glück mir winken,
Glitzern, flimmern, vergehn.
Hermann Hesse
So sind es die Augenblicke, oft so kostbar sind. Die Augenblicke, in denen wir erkennen. Die Augenblicke, in denen wir innehalten, sie genießen, lächeln und sie speichern in der Erinnerung, bevor sie vergehen. Ein ewiges Blinken, so scheint mir so mancher Augenblick. Nichts bleibt vermeintlich. Und doch bleibt etwas. In unseren Herzen. In unserer Erinnerung. In unserem Leben. Ein ewiges Blinken.
Lauschen
… auf das Leben
was es sagt
was es fragt
was es bereit hält
ob ich bereit bin?
Lauschen
… den Wegen
wie sie sich anfühlen
beim betreten
was sie uns erzählen
ob wir‘s verstehen?
Lauschen
… dem Rhythmus
der Jahre und Stunden
dem Takt, ist er meiner?
mich gut zu begleiten
durch meine Zeiten
Wenn es Fröhlich sein soll mit Elan
schalte ich Beethovens 5. Sinfonie laut an
eine Melodie, bei der ich für eine Weile vergessen kann
was an Gedanken und Sorgen rast in meinem Kopf
ich stoppe unverhofft meinen Alltagsdauerlauf
und lausche interessiert dem ungestümen Orchester
mache mich innen ganz weit auf
so feierlich klingt es in mir
staune immer wieder über jene ruhige Kraft
die mich überkommt und den etwas Schwung
ich fühl mich jugendlich sommerhaft
leicht angehoben von den Tönen
die mir den Rahmen spannen um meine innere Galerie
was sich beschützend anfühlt und auch ein wenig wild
so wie die 5. von dem Genie
sie sorgt auf jeden Fall für ein unglaublich gutes Gefühl
An einem schönen Sommertag um die Mittagszeit war große Stille am Waldrand. Die Vögel hatten ihre Köpfe unter die Flügel gesteckt, und alles ruhte. Da streckte der Buchfink sein Köpfchen hervor und fragte. «Was ist eigentlich das Leben?» Alle waren betroffen über diese schwierige Frage. Die Heckenrose entfaltete gerade eine Knospe und schob behutsam ein Blatt ums andere heraus. Sie sprach: «Das Leben ist eine Entwicklung.» Weniger tief veranlagt war der Schmetterling. Er flog von einer Blume zur anderen, naschte da und dort und sagte: «Das Leben ist lauter Freude und Sonnenschein.» Drunten im Gras mühte sich eine Ameise mit einem Strohhalm, zehnmal länger als sie selbst, und sagte: «Das Leben ist nicht als Arbeit und Mühsal.» Geschäftig kam eine Biene von einer honighaltigen Blume auf die Wiese zurück und meinte dazu: «Nein, das Leben ist ein Wechsel von Arbeit und Vergnügen.» Wo so weise Reden geführt werden, streckte auch der Maulwurf seinen Kopf aus der Erde und brummte: «Das Leben? Es ist ein Kampf im Dunkeln.» Nun hätte es fast einen Streit gegeben, wenn nicht ein feiner Regen eingesetzt hätte, der sagte: «Das Leben besteht aus Tränen, nichts als Tränen.» Dann zog er weiter zum Meer. Dort brandeten die Wogen, warfen sich mit aller Gewalt gegen die Felsen und stöhnten: «Das Leben ist wie ein vergebliches Ringen nach Freiheit.» Hoch über ihnen zog majestätisch der Adler seine Kreise. Er frohlockte: «Das Leben, das Leben ist ein Streben nach oben.» Nicht weit vom Ufer entfernt stand eine Weide. Sie hatte der Sturm schon zur Seite gebogen. Sie sagte: «Das Leben ist ein Sich neigen unter eine höhere Macht.» Dann kam die Nacht. Mit lautlosen Flügeln glitt der Uhu über die Wiese dem Wald zu und krächzte: «Das Leben heißt: die Gelegenheit nützen, wenn andere schlafen.» Und schließlich wurde es still in Wald und Wiese. Nach einer Weile kam ein junger Mann des Wegs. Er setzte sich müde ins Gras, streckte dann alle Viere von sich und meinte, erschöpft vom vielen Tanzen und Trinken: «Das Leben ist das ständige Suchen nach Glück und eine lange Kette von Enttäuschungen.» Auf einmal stand die Morgenröte in ihrer vollen Pracht auf und sprach: «Wie ich, die Morgenröte, der Beginn eines neuen Tages bin, so ist das Leben der Anbruch der Ewigkeit!»
Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden, in welchen meine Sinne sich vertiefen; in ihnen hab ich, wie in alten Briefen, mein täglich Leben schon gefunden und wie Legende weit und überwunden.
Aus ihnen kommt mir Wissen, dass ich Raum zu einem zweiten zeitlos breiten Leben habe. Und manchmal bin ich wie ein Baum, der, reif und rauschend, über einem Grabe den Traum erfüllt, den der vergangne Knabe (um den sich seine warmen Wurzeln drängen) verlor in Traurigkeiten und Gesängen.
Sonnenstrahlen wärmen sanft meine Stirn
Nächtliche Kühle kriecht noch unter den Pullover
Eine Elster schnattert aufgeregt
Die Sonne zeigt sich davon unbewegt
Still ist es noch überall
nur der Vögel Urgezwitscher
ich atme tief ein in meiner morgendlichen Oase
Kühle Luft zieht in die Nase
Was kann näher sein
An uns, an mir
Als sich hinhalten, genau zu hinzuspüren
Und sich hineinfallen lassen in den Tag durch alle Türen
Abgestreift ist das Dunkel der Nacht
All die Gedanken, furchtvolle Gespinste und Geräusche
Die auffahren, nicht schlafen lassen
All das scheint jetzt lächerlich und nicht mehr recht zu passen
In des Tages Angesicht
streck ich die Nase dem Licht entgegen
Saug in mich auf seine Wärme und Kraft
So machen der Tag und ich unsere erste Bekanntschaft
Für einen morgenstillen Moment.
Ich mag Tagträumen. In meine Als-Ob-Welten. Besonders Kinder sind unglaublich begabt, was das Tagträumen angeht. In Tagträumen entwickeln sie spontan jede Menge Kräfte. Im so „tun-als-ob“ schaffen sie einzigartige Räume und nicht selten ein ganzes Wunderland. Die Schule wird gewuppt, mit den Freunden Unglaubliches erlebt und die Eltern sind gechillt. Auch uns Erwachsenen steht das Tagträumen gut. Wir können uns in Geschichten und Bilder zaubern, in denen wir Heldenhaftes vollbringen oder in dem alles einfach nur einfach ist. Wir fühlen uns wahrgenommen und angenommen. Wir können Dinge tun, die wir schon länger nicht mehr gemacht haben. Und… Fantasie hin oder her. Es tut immer gut, eine Meistertat zu vollbringen. Warum nicht öfter und mehr davon? Die Versunkenheit genießen und in ungewöhnliche Rollen schlüpfen. Solche, die wir im Alltag nur selten bekleiden oder nur mit größerem Aufwand. Im Tagträumen ist es leicht. Gib mir ein Abenteuer und ich bin dabei. Ohne Furcht. Die braucht ich nicht.
oder wie Hermann Hesse in „Die Kindheit eines Zauberers“ schrieb:
„… ich wusste Bescheid in der Welt, ich verkehrte furchtlos mit Tieren und Sternen, ich kannte mich in Obstgärten und im Wasser bei den Fischen aus und konnte schon eine gute Anzahl von Liedern singen. Ich konnte auch zaubern, was ich dann leider früh verlernte und erst in höherem Alter von Neuem lernen musste, und verfügte über die ganze sagenhafte Weisheit der Kindheit…“
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Also ihr Traumjäger und Traumjägerinnen da draußen: es lohnt sich immer mal wieder ein bisschen so zu tun „als-ob“ und hineinzutauchen in wohlbefindliche Träume. Sie heben heimliche Kräfte, die in uns stecken. So können wir uns in unseren gesamten Möglichkeiten immer mal wieder ein bisschen neu entwerfen.
Da liegt ein süßer Duft in der Luft. Eine Ungewissheit. Und da ist ein Weg, der sich ausbreitet vor uns. Ganz ruhig liegt er vor uns da. Am Horizont eine Verheißung. Über uns ein Sternenmeer. Und dann ist da ein Stern. Ein besonderer. Es ist gut, ihn da zu wissen. Wir sehen ihn und gehen weiter. Stapfen durch die Schneedunkelheit. Sie umhüllt uns und hält die Hoffnung aufrecht. Ab und an halten wir inne und verschnaufen. Schauen uns um und versichern uns, dass wir noch richtig sind, die Sterne noch da, wo sie sein sollen. Und wir schauen: Wer ist mit uns? Wer steht uns zur Seite? Wofür hatten wir uns nochmal auf den Weg gemacht? War das wichtig? Und dann sehen wir Vertrautes um uns, Menschen, die mit uns gehen. Und wir spüren, wie Kraft in uns wächst und uns etwas Halt gibt. Es fühlt sich gut an. Das hilft schon für das Weitergehen. Wärme breitet sich innen aus und es wird ein klein wenig heller. Wir vertrauen unseren Füßen und dem Weitergehen und dem sich-geborgen-fühlen im Winterwunder.
Die Zeit, die ist ein sonderbares Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie: Sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen. In den Gesichtern rieselt sie, im Spiegel da rieselt sie, in meinen Schläfen fliesst sie. Und zwischen mir und dir da fliesst sie wieder. Lautlos, wie eine Sanduhr. Manchmal hör ich sie fliessen unaufhaltsam. Manchmal steh ich auf, mitten in der Nacht und lass die Uhren alle stehen. Allein man muss sich auch vor ihr nicht fürchten. Auch sie ist ein Geschöpf des Vaters. Der uns alle geschaffen hat. Hugo von Hofmannsthal (1874 – 1929)
Wie spät ist es?
Was ist Zeit eigentlich? Hat wirklich alles seine Zeit? In wessen Händen steht meine Zeit? Gestern war Ewigkeitssonntag. Ewigkeit? Heißt es nicht, nichts ist für die Ewigkeit? Mascha Kaleko schrieb in einem ihrer Gedichte, das die Zeit still steht und wir es sind, die enteilen. Wer von uns würde sich nicht freuen über mehr Zeit? Zeit für sich, für die wichtigen Menschen in unserem Leben. Zeit für Stille. Wir wollen sie gerne kontrollieren, im Griff haben, managen. Ganze Bücherregale voller Ratgeber zum optimalen Umgang und Eintakten unseres Lebens in den Rhythmus der Uhr. Uhren gibt es viele, an Kirchtürmen, an unseren Handgelenken, auf den Computern und Anzeigetafeln. Überall können wir sehen, ob wir noch „in der Zeit“ liegen, den Bus bekommen, pünktlich sind oder wie lange es noch dauert. Warten aushalten. Zeit anhalten und Zeit vorantreiben. Meistens vergehen die schönen Momente zu schnell und die unangenehmen dauern viel zu lang. Unsere Geschichten überdauern den Moment. Rückblickend erst, verstehen wir oft, dass manches eben seine Zeit brauchte. Dass wir Zeit brauchten.
Eine Bank. Gott sei Dank. Sie lässt uns sitzen, sie lässt uns anhalten. Ganz kurz nur ausruhen vor dem Weitergehen. Wir schleppen oft so viel Gepäck mit uns herum. Das wird manchmal schwer. Also draufsetzen und geschehen lassen. Die Welt im Anhalten neu betrachten. Durchschnaufen ist ausdrücklich erlaubt.
Im Anhalten geben wir unseren Augen Zeit sich mal in Ruhe umzusehen. Wo sind wir hier? Wohin wandert mein Blick? Im Anhalten geben wir uns Zeit in uns zu spüren: Wie geht es mir? Kann ich gut mit mir hier sein?
Eine Einkehr in diesen Moment. Nachher ist er schon vorbei und vorhin hat es ihn noch nicht gegeben. Die Füße baumeln. Die Luft einatmen. Es gibt auch mal nichts zu tun.
Im Anhalten geben wir unseren Ohren Zeit zu lauschen. Auf Vogelgezwitscher, Blätter im Wind, Stimmen? Wer ist alles hier mit mir? Im Anhalten geben wir unserer Nase Zeit die Umgebung zu beschnuppern. Welcher Duft liegt in der Luft? Wie fühlt sie sich in der Nase an? Warm oder kalt?
Die Bank. Welch Dank, wenn sie auf dem Weg steht und zum Anhalten einlädt. Die Welt braucht definitiv mehr Bänke.
Abtauchen! Tieftauchen. Ich möchte untertauchen. Eintauchen. Für eine Zeit. Mit mir sein. Jetzt und hier, in diesem Moment sein. Tieftauchen, ich weiß von der Tiefe in mir. Ein wenig Mut gehört dazu. Und Vertrauen in die Gewissheit, jederzeit wieder auftauchen zu können. Wenn die Tage trüb sind, der Körper in den Schlaf möchte, läuft der Alltag rücksichtslos weiter. Als gäbe es keine Dunkelheit am Morgen, keine frierende Kälte an den Fingern, keine Müdigkeit, kein fehlendes Licht. Besonders im Herbst ist es spürbar. Mit all den Farben, die draußen erstrahlen und sich einsammeln lassen wie ein Winterwegebrot, um dann zu welken. Aufbäumen, Verfallen, Verderben. Es ist wie ein Abschied. Kein blauer Schmetterling bringt blinkende Leichtigkeit in den Augenblick. Die Sonne scheint kraftlos, sie wärmt nicht mehr. Es ist an der Zeit. Der Umbruch ist sichtbar und spürbar. Beeindruckt von dieser äußeren Kraft, die alles unbeeindruckt verändert, wird es ganz still in mir. Das, was sonst für ein aufgeregtes Herzhüpfen gesorgt hat, fühlt sich seltsam unbeteiligt an. Weit weg. Ohne Schmerz. Ohne Sehnsucht. Ohne Bedauern. Es ist einfach still. Ich mag die Stille. Atmen. Eintauchen ins Innensein in eine unaufgeregte Stille. Je tiefer ich komme, umso mehr kann ich loslassen. Es ist angenehm. In der Stille begegne ich einem kleinem Leuchten. Es ist ein sanftes Licht. Es wärmt und nährt mich. Es lässt die Welt in Ordnung sein. Das kleine Licht strahlt selbst in nebligsten Momenten. Wenn das eigene etwas auf etwas Winziges zusammenzuschmelzen scheint und sich klein anfühlt. Wenn es draußen weiter laut ist. Wenn das Karussell sich immer weiter dreht, die bunter Lichter blinken und die Fahrt nicht endet. Dann halte ich an, dann steige ich aus und wieder ein, in die Stille in mir. Ich wandere mit mir selbst. Schritt für Schritt tauche ich ein. Dahin, wo das kleine Licht wie ein innenliegender Mond in mir scheint. Dort setze ich mich hin und warte. Solang, bis ich bereit bin. Bereit wieder rauszugehen. Mit neuer Kraft, aufrechtem Blick und großer Dankbarkeit. Als Tieftaucherin.
Welch ein Genuss am Morgen, wenn der frische Kaffeeduft in die Nase steigt. Mhm.. Wenn die Hände sanft den Becher umfassen und der erste Schluck vertrautes Tagesbeginnen erweckt. Mit dem Becher in der Hand, einem Schluck des warmen Trunks im Hals bleib ich das erste Mal kurz stehen und schau auf den Tag, der vor mir liegt. Wachgeküsst schau ich auf Manches, auf das ich mich freu. Anderes ist da, das meine Kraft und meinen Mut erfordern werden. Gut, dass das noch etwas Zeit hat und ich vorher durchatmen kann. Es ist ein wohltuendes Ritual, so in den Tag zu starten. Wenn es noch still ist im Haus und draußen. Ich ganz mit mir sein kann. Mittags schmeckt der Kaffee dann schon anders. Etwas Tag ist schon verbraucht und vollbracht und die Aussicht auf einen guten Abschluss gibt es vielleicht auch. Ich nehme mir vor, den Mittagskaffee bald durch Tee zu ersetzen. Meine kurze Auszeit vom Trubel und mit dem Blick von etwas weiter weg behalte ich jedoch bei. Diese Momente helfen mir, mein Gleichgewicht (wieder) zu finden und darin bleiben. In meiner Balance. In meiner Mitte. Wenn ich ins Wanken komme, versuche ich zu korrigieren. Und dann weniger zu nehmen und nur so viel zu geben, wie ich mich in Balance halten kann. Es klappt nicht immer. Dennoch: Gute Momente, diese Kaffee-oder-Tee-Innehalten-Außenblick-Momente.
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