Vor Tagesanbruch aufstehen. Die Turnschuhe schnüren und draußen eine Runde drehen durch den Wald, durch die Straßen oder einfach über eine Wiese. Beim Nachhausekommen dem durchlüftetem Gefühl im Geist und Körper nachspüren. Ein Genuss! In der Magie des Sonnenaufgangs fühle ich mein persönliches kleines Morgenglück. Der Blick auf den Tag verliert dann oft seinen Schrecken und weicht der Zuversicht an das Machbare.
So wie die Kraft der Sonne nach einem langen Winter allmählich erwacht, so können die Menschen ihre Kräfte entdecken. Ihre Sonnenkräfte erwecken. Alles hat seine Zeit. Das Traurigsein, das sich ohnmächtig fühlen und das erwachen. Auch das zu Kraft kommen, braucht seine Zeit. Wie unwichtig manche Oberflächlichkeit wird, wenn es um das Existentielle geht. Dann interessiert keine Talkshow, keine voyeuristische oder schrille Show. Dann ist die Frage nach der täglichen Hemd- oder Schuhfarbe egal. Hauptsache es gibt noch ein Hemd oder einen Schuh. Die Fragilität des Seins tritt deutlich hervor. Vielleicht sind wir Menschen besondere Künstler darin, wegzusehen, zu verdrängen und zu vergessen. Weil es uns hilft unseren Weg weiterzugehen. Für den Moment jedenfalls. Gerät unser Leben in Schieflage, sei es durch Krankheit, Verlust oder Schlimmeres, hoffen wir auf Mitmenschlichkeit. Hoffen wir darauf, dass andere für uns da sind, unsere Ängste anhören, unsere Leiden mit-aushalten, unsere Hand zum Trost in ihrer Hände nehmen. Wir hoffen auf mitmenschliche Wärme, auf Heilung, auf Barmherzigkeit und Mitgefühl. Nicht selten wünschen wir uns ein Wunder. Bis das Mitgefühl hervortreten kann, braucht es manchmal Zeit, bis sich alle an die Situation gewöhnt haben. Bis Worte gefunden werden. Bis der Weg der Hilfe gefunden ist. Worte braucht es oft auch gar nicht. Es genügt das da sein. Unser Mitgefühl zeigen und Unterstützung anbieten. Jede und jeder mit dem was er und sie am besten kann. Etwas vorlesen, eine Runde kicken, still bei einander sein. So wie die Sonnekraft uns wärmt, geben wie die Wärme anderen weiter. So bleibt sie erhalten und heilt und hilft.
Mit seiner Stille, mit seinem Leuchten. Wenn die Sonne kraftvoll aufgeht mit leichter Selbstverständlichkeit.
Die Zeit vor dem „in Beschlag genommen“ sein. Das nur für und mit sich sein. Auf den Tag blicken der da ausgebreitet liegt. Noch ist nicht klar was er an Begegnungen, Nachrichten und Momenten mit sich bringt. Das hat etwas aufregendes und spannendes in dem Moment. Mit der Kaffeetasse in der Hand die erste Wärme der Sonne auf der Haut spüren und die einen Moment so bleiben. Warm. Still. vertrauensvoll.
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