Das Mauerblümchen blüht. Ja und wie es das tut. Und wer hinschaut, entdeckt eine unglaubliche Schönheit. Das Mauerblümchen genießt sein Schattendasein. Es mag so am Liebsten. Es tut ihm so sehr gut. Ein Dasein im Verborgenen.
Vor Tagesanbruch aufstehen. Die Turnschuhe schnüren und draußen eine Runde drehen durch den Wald, durch die Straßen oder einfach über eine Wiese. Beim Nachhausekommen dem durchlüftetem Gefühl im Geist und Körper nachspüren. Ein Genuss! In der Magie des Sonnenaufgangs fühle ich mein persönliches kleines Morgenglück. Der Blick auf den Tag verliert dann oft seinen Schrecken und weicht der Zuversicht an das Machbare.
Verunsicherung und Belastung sind spürbar. Die Welt als ein unsicherer Ort? So viele Monate Corona mit langsamem Aufatmen und nun – Krieg in Europa. Wie lässt sich das verkraften, damit umgehen? Für die meisten sicher schwer. Alles hat seine Zeit, so sagt man.
Es gibt keinen Sonnenschein, wenn sie gegangen ist. Da ist nur noch Dunkelheit jeden Tag Es gibt keinen Sonnenschein, wenn sie gegangen ist Und dieses Haus ist einfach kein Zuhause
Taschenlampen leuchten. Nicht ewig. Manchmal vielleicht doch? Ein kleines Beispiel für das Lohnende, sich aufzuraffen. Loszulaufen. Zu tun. Die Welt mit dem was ist zu atmen. Und weiterzumachen.
Kleines Beispiel
Auch ungelebtes Leben geht zu Ende zwar vielleicht langsamer wie eine Batterie in einer Taschenlampe
Aber das hilft nicht viel: Wenn man (sagen wir einmal) diese Taschenlampe nach so- und so vielen Jahren anknipsen will kommt kein Atemzug Licht mehr heraus und wenn Du sie aufmachst findest Du nur Deine Knochen und falls Du Pech hast auch diese schon ganz zerfressen
So wie die Kraft der Sonne nach einem langen Winter allmählich erwacht, so können die Menschen ihre Kräfte entdecken. Ihre Sonnenkräfte erwecken. Alles hat seine Zeit. Das Traurigsein, das sich ohnmächtig fühlen und das erwachen. Auch das zu Kraft kommen, braucht seine Zeit. Wie unwichtig manche Oberflächlichkeit wird, wenn es um das Existentielle geht. Dann interessiert keine Talkshow, keine voyeuristische oder schrille Show. Dann ist die Frage nach der täglichen Hemd- oder Schuhfarbe egal. Hauptsache es gibt noch ein Hemd oder einen Schuh. Die Fragilität des Seins tritt deutlich hervor. Vielleicht sind wir Menschen besondere Künstler darin, wegzusehen, zu verdrängen und zu vergessen. Weil es uns hilft unseren Weg weiterzugehen. Für den Moment jedenfalls. Gerät unser Leben in Schieflage, sei es durch Krankheit, Verlust oder Schlimmeres, hoffen wir auf Mitmenschlichkeit. Hoffen wir darauf, dass andere für uns da sind, unsere Ängste anhören, unsere Leiden mit-aushalten, unsere Hand zum Trost in ihrer Hände nehmen. Wir hoffen auf mitmenschliche Wärme, auf Heilung, auf Barmherzigkeit und Mitgefühl. Nicht selten wünschen wir uns ein Wunder. Bis das Mitgefühl hervortreten kann, braucht es manchmal Zeit, bis sich alle an die Situation gewöhnt haben. Bis Worte gefunden werden. Bis der Weg der Hilfe gefunden ist. Worte braucht es oft auch gar nicht. Es genügt das da sein. Unser Mitgefühl zeigen und Unterstützung anbieten. Jede und jeder mit dem was er und sie am besten kann. Etwas vorlesen, eine Runde kicken, still bei einander sein. So wie die Sonnekraft uns wärmt, geben wie die Wärme anderen weiter. So bleibt sie erhalten und heilt und hilft.
Heute vor fast genau 2 Jahren sah ich diese Bronzestatue auf einem Flohmarkt. Ich schloss sie sofort in mein Herz. Die Frau kniet und hält bittend ein Licht vor sich. Die Augen geschlossen. In Demut und gleichzeitig vertrauensvoll. Das Licht vor sich tragend. Vor zwei Jahren habe ich sie oft angezündet, um die Hoffnung in der Coronazeit zu bewahren. Heute zünde ich mein Hoffnungslicht wieder an. Ich schließe die Augen und bitte. Ich bitte um Hoffnung. Ich bitte darum, die Hoffnung zu bewahren auf die Menschlichkeit. Auf den Frieden. Das Miteinander. Wieder vertrauen zu können. Auch wenn vieles neu zu überdenken sein mag.