Von wegen Mauerblümchen

Mauerblümchen blüht

Das Mauerblümchen blüht. Ja und wie es das tut. Und wer hinschaut, entdeckt eine unglaubliche Schönheit. Das Mauerblümchen genießt sein Schattendasein. Es mag so am Liebsten. Es tut ihm so sehr gut. Ein Dasein im Verborgenen.

Das ist ihm ganz Recht. Es mag nicht so ins Licht gerückt werden. Doch wenn es entdeckt wird, dann verfällt der Betrachter dem Hinsehglück. Es wird ein Vergnügen die wunderschöne Blüte zu betrachten. Wenn dazu noch ein Sonnenstrahl die zarte Pflanze bescheint, strahlt sie noch schöner. Dem Mauerblümchen macht das nichts aus. Es mag es vielleicht sogar, wenn jemand es so betrachtet. Ganz bewusst. In einer Pause, wenn alles zur Ruhe kommt und das Menschenauge sich umschaut. Mit seinen kleinen wundervollen Blüten lockt das Mauerblümchen zum Hinschauen an. Es klettern elegant über Steine und Mauerstücke. Scheinbar mühelos hält es sich fest, dort, wo kaum Halt zu vermuten ist. Kletterkunst vom Feinsten ist das.

Bei uns Menschen ist die Bezeichnung Mauerblümchen oft negativ besetzt. Damit werden Menschen beschrieben, die angeblich unscheinbar sind, sich nicht trauen, schüchtern sind und lieber im Hintergrund bleiben. Sie sind lieber still statt laut. Und sie werden nicht selten als langweilig empfunden. Damit sie ihre Blüten entfalten, brauchen sie einen Anstoß, ein Licht oder einen Aufweck-Kuss. Sie können dann weiter bleiben wie sie sind, aber vielleicht etwas aufgerichteter und sicherer. Dafür wurden sie sich ihrer Wurzen bewusst. Entweder derer, die sie schon hatten, aber denen sie nicht trauten. Oder sie entwickelten welche und hatten ab nun sichereren Halt. Die Ausgangsbasis, um gut wachsen zu können und neue Blüten zu entwickeln. So wachsen sie Tag für Tag und können sowohl Licht als auch Schatten gut vertragen. Im Vertrauen auf den Halt ihrer Wurzeln lässt sich das Leben genießen. Ob in der Mauer oder auf der Freifläche ist dann ganz egal.