Das Mauerblümchen blüht. Ja und wie es das tut. Und wer hinschaut, entdeckt eine unglaubliche Schönheit. Das Mauerblümchen genießt sein Schattendasein. Es mag so am Liebsten. Es tut ihm so sehr gut. Ein Dasein im Verborgenen.
Verunsicherung und Belastung sind spürbar. Die Welt als ein unsicherer Ort? So viele Monate Corona mit langsamem Aufatmen und nun – Krieg in Europa. Wie lässt sich das verkraften, damit umgehen? Für die meisten sicher schwer. Alles hat seine Zeit, so sagt man.
Ich mag Murmeltiere. Und nicht erst seit dem berühmten Film. Im Lieblingswanderland Piemont gibt es ganz viele von ihnen. Sie sind dort alltägliche Begleiter. Kleine und große, dicke und dünne. Es mutet lustig an, wenn sie rennen. Sie pfeifen laut, sobald sie Gefahr spüren. Das Echo des Pfiffs hallt durch die Berge und auf den Wiesen ist Bewegung zu sehen, wenn sie schnell in ihren Löchern verschwinden.
Morgens, wenn die Sonne ihre ersten wärmenden Strahlen schickt, wagen sie sich vorsichtig aus ihrem Bau und nehmen ein Sonnenbad. Leise und unauffällig. Die Stille genießend. Wenn wir uns leise verhalten und sie uns nicht bemerken, können wir ihnen dabei zuschauen. Kein Geräusch. Kein Lärm. Nur der leise Augenblick. Der mit dem ersten Geräusch vergeht.
Wenn im Kopf zu großes Gewirr entsteht, alles wie eine großen Illusion anmutet, die Freiheit vielleicht bald keine mehr ist oder sogar nie eine war. Wenn Gegenwart und Vergangenheit sich zu einem unpassenden Knäuel verheddern – dann schau ich durch dieses wirre Zeitgeflecht auf diese sonnenbeschienenen Moment in Stille und berglicher Geborgenheit. Es hilft ein bisschen durch diese Zeit. Manchmal. Kein alltägliches Murmeltier.
Sternenwanderer
ich weiß nicht wer Du bist
nicht woher Du kommst
Sternenwanderer...
hineingeworfen in diese Welt
nun sind wir hier in dieser Zeit
begleiten wir uns ein Stück des Weges?
laufen mit dem Strom oder lieber dagegen?
Sternenwanderer...
wir sehen uns an und erkennen
das gleiche Leuchten in den Augen
lass uns laufen, den Staub abklopfen
und nachts den Blick heben und staunen
Sternenwanderer...
sind wir alle, aus dem Gleichen gemacht
vom Anfang bis zum Ende unserer Reise
überall auf dieser Welt in dieser Zeit
Flügelt ein kleiner blauer
Falter vom Wind geweht,
Ein perlmutterner Schauer,
Glitzert, flimmert, vergeht.
So mit Augenblicksblinken,
So im Vorüberwehn
Sah ich das Glück mir winken,
Glitzern, flimmern, vergehn.
Hermann Hesse
So sind es die Augenblicke, oft so kostbar sind. Die Augenblicke, in denen wir erkennen. Die Augenblicke, in denen wir innehalten, sie genießen, lächeln und sie speichern in der Erinnerung, bevor sie vergehen. Ein ewiges Blinken, so scheint mir so mancher Augenblick. Nichts bleibt vermeintlich. Und doch bleibt etwas. In unseren Herzen. In unserer Erinnerung. In unserem Leben. Ein ewiges Blinken.
Lauschen
… auf das Leben
was es sagt
was es fragt
was es bereit hält
ob ich bereit bin?
Lauschen
… den Wegen
wie sie sich anfühlen
beim betreten
was sie uns erzählen
ob wir‘s verstehen?
Lauschen
… dem Rhythmus
der Jahre und Stunden
dem Takt, ist er meiner?
mich gut zu begleiten
durch meine Zeiten
Mit seiner Stille, mit seinem Leuchten. Wenn die Sonne kraftvoll aufgeht mit leichter Selbstverständlichkeit.
Die Zeit vor dem „in Beschlag genommen“ sein. Das nur für und mit sich sein. Auf den Tag blicken der da ausgebreitet liegt. Noch ist nicht klar was er an Begegnungen, Nachrichten und Momenten mit sich bringt. Das hat etwas aufregendes und spannendes in dem Moment. Mit der Kaffeetasse in der Hand die erste Wärme der Sonne auf der Haut spüren und die einen Moment so bleiben. Warm. Still. vertrauensvoll.
Wie wäre es, heute mal nicht auf die Uhr zu schauen und einfach so in den Tag zu gehen? Heute mal ohne Zeit zu ein? Essen, wenn wir hungrig sind. Ausruhen, wenn wir müde sind. Spüren, was der Körper braucht. Fühlen, was der Seele gut tut. Ausgerichtet auf das, wonach uns ist. Was ist jetzt gerade wichtig? Was brauche ich im Moment? Wie kann ich mir gutes tun? Welche Dinge lasse ich heute mit in meinen Tag?
In den frühen Tagesstunden im Wald. Die ersten Sonnenstrahlen, frische Luft, Atmen. Der Tag liegt vor mir und ich breite meine Arme aus. Begeb mich hinein.