Gleich oder anders?! Jeden Morgen erfinden wir uns neu. Stellen unsere Füße gleich oder anders auf den Boden, wenn wir das Bett verlassen. Wir entscheiden uns schon in diesem Moment, den Tag gleich oder anders zu beginnen. Trinken wir den Kaffee oder darf es heute etwas anderes sein? Werden wir mutiger sein? Endlich Liegengebliebenes angehen?
Es war einmal eine alte Frau, die zwei große Schüsseln hatte, die von den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren Schultern trug. Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser fasste. Am Ende der langen Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau war die andere Schüssel jedoch immer nur noch halb voll.
Das Mauerblümchen blüht. Ja und wie es das tut. Und wer hinschaut, entdeckt eine unglaubliche Schönheit. Das Mauerblümchen genießt sein Schattendasein. Es mag so am Liebsten. Es tut ihm so sehr gut. Ein Dasein im Verborgenen.
Die meisten von uns kennen sie. Gute Weggefährten. Sie begleiten uns auf unseren Wegen. Manche nur ein kleines Stückchen. Andere kreuzen unsere Wege immer mal wieder. Die einen kommen uns ganz nah, andere sind auf Abstand wunderbar.
Regen tropft. Sonntagsruhe. Rausgehen. Drinnenbleiben. Liegengebliebenes. Liegenbleiben. Nach Wochen der Trockenheit saugt die Natur die Feuchte auf. Es ist Zeit zum Wachsen. Auch Zeit zum Traurigsein. Zeit zum Dasein. Und zum Hier-und-Jetzt-Sein.
Erwachen. Vom Erwachen. Sehen, wie nach langer Nacht, nach langer Pause aus dem scheinbar toten, neues Leben erwacht. In Farbe und Pracht. Staunen über das Wunder. Leben inmitten all des anderen. Es geht einfach weiter. Die Welt dreht sich weiter. Die Sonne scheint mit Kraft. Trotz allem Krieg. Trotz aller Gewalt. In allem Leid. Erwacht das Leben immer wieder neu. Und lässt hoffen. Auf Frieden. Auf Zuversicht.
Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst – heißt es in der Bibel. Wer ist mir der Nächste, den es zu lieben gilt? Liebend für andere da sein zu können, kann ich erst, wenn ich mich selbst liebe. Oder? Wenn ich fürsorglich mit mir bin und mit meinen Kräften.
Verunsicherung und Belastung sind spürbar. Die Welt als ein unsicherer Ort? So viele Monate Corona mit langsamem Aufatmen und nun – Krieg in Europa. Wie lässt sich das verkraften, damit umgehen? Für die meisten sicher schwer. Alles hat seine Zeit, so sagt man.
Taschenlampen leuchten. Nicht ewig. Manchmal vielleicht doch? Ein kleines Beispiel für das Lohnende, sich aufzuraffen. Loszulaufen. Zu tun. Die Welt mit dem was ist zu atmen. Und weiterzumachen.
Kleines Beispiel
Auch ungelebtes Leben geht zu Ende zwar vielleicht langsamer wie eine Batterie in einer Taschenlampe
Aber das hilft nicht viel: Wenn man (sagen wir einmal) diese Taschenlampe nach so- und so vielen Jahren anknipsen will kommt kein Atemzug Licht mehr heraus und wenn Du sie aufmachst findest Du nur Deine Knochen und falls Du Pech hast auch diese schon ganz zerfressen
Ich mag Murmeltiere. Und nicht erst seit dem berühmten Film. Im Lieblingswanderland Piemont gibt es ganz viele von ihnen. Sie sind dort alltägliche Begleiter. Kleine und große, dicke und dünne. Es mutet lustig an, wenn sie rennen. Sie pfeifen laut, sobald sie Gefahr spüren. Das Echo des Pfiffs hallt durch die Berge und auf den Wiesen ist Bewegung zu sehen, wenn sie schnell in ihren Löchern verschwinden.
Morgens, wenn die Sonne ihre ersten wärmenden Strahlen schickt, wagen sie sich vorsichtig aus ihrem Bau und nehmen ein Sonnenbad. Leise und unauffällig. Die Stille genießend. Wenn wir uns leise verhalten und sie uns nicht bemerken, können wir ihnen dabei zuschauen. Kein Geräusch. Kein Lärm. Nur der leise Augenblick. Der mit dem ersten Geräusch vergeht.
Wenn im Kopf zu großes Gewirr entsteht, alles wie eine großen Illusion anmutet, die Freiheit vielleicht bald keine mehr ist oder sogar nie eine war. Wenn Gegenwart und Vergangenheit sich zu einem unpassenden Knäuel verheddern – dann schau ich durch dieses wirre Zeitgeflecht auf diese sonnenbeschienenen Moment in Stille und berglicher Geborgenheit. Es hilft ein bisschen durch diese Zeit. Manchmal. Kein alltägliches Murmeltier.
ich schenk dir einen Apfelbaum
pflanz ihn in deinen Garten
heute ist er noch ganz klein
doch lohnt es sich zu warten
mit etwas Hege und Pflege
und auch ein bisschen Gottvertrau´n
wächst das Bäumchen sich zurecht
zu einem Apfelbaum
er wächst auch dann noch
wenn du nicht mehr wächst
mit etwas Glück überholt er dich
spendet Schatten dir, statt du ihn bedeckst
im Frühling Blüten treibend
weiß-zart mit der Bienen summendem Gesang
erblüht im Sommer im grün-kräftigen Kleid
über manch nächtlichem Fest und Klang
der Wind spielt sein Lied in den Blättern
beim Anlehnen sich manch Schattenstunde aufhellt
im Herbst spendet er Saft und Früchte
und wir bestaunen die Kraft dieser Welt
im Winter, wenn er kahl geworden
steht er dennoch fest an seinem Platz
schenkt Hoffnung und Vertrauen
und erinnert mit so manch letztem Blatt
an das, was gewesen
an das, was grad ist
an das, was kommen mag
und das, was du bist
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